19. Oktober 2014

A ROSE IS A ROSE IS A ROSE

rose isIn dieser Woche hatte ich wieder das Vergnügen, in der architektonisch wunderbaren Stadtbibliothek Stuttgart am Mailänder Platz zu arbeiten. Dabei kam ich täglich mehrmals an den großen Wand-Monitoren vorbei, auf denen aktuell Reinhard Döhls digitale Poesie präsentiert wurde.

Anlässlich des 80. Geburtstags des bereits verstorbenen Netzliteraten flimmerten eine Menge seiner Gedichte über die Bildschirme. Döhl war einer der ersten Autor*innen und Künstler*innen, die in Deutschland experimentelle Literatur und Internet miteinander verbunden haben. Entstanden ist dabei eine ganz besondere Form visueller Poesie. (https://localhost/reinhard-doehl.de)

Das Gedicht, das ich an diesen Tagen beim Vorbeigehen am häufigsten gelesen habe, weil es zufällig gerade in dieser Minute gezeigt wurde, war die variantenreiche visuelle Umsetzung von Getrude Steins Gedicht „ROSE IS A ROSE IS A ROSE IS A ROSE“.

Dieses Gedicht kreuzt alle paar Jahre meinen Weg, immer in einem anderen Gewand. Und immer freue ich mich darüber. So auch dieses Mal.

Aber dieses Mal dachte ich plötzlich an die NSA und dass sie es ganz schön schwer hat beim Scannen der Weltkorrespondenz nach verdächtigen Wörtern. Denn zu Wörtern wie BOMB oder TERROR hat sich nun auch das Wort IS gesellt. Dass die Terrororganisation dieselben zwei Buchstaben benutzt wie Millionen andere Menschen mehrfach in jeder ihrer Mails, macht die Sache sicherlich um einiges komplizierter. (Nein, ich habe keinerlei Mitleid.)

Aber wer hätte gedacht, dass sich Gertrude Steins Gedicht allein in der ersten Zeile dreimal verdächtig macht? (Und somit auch Reinhard Döhl und die Stadtbibliothek und ich…)

Vermutlich hätte das Gertrude Stein sogar gefallen.

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