DRINNEN ODER DRAUSSEN
Zurück aus meiner Sommerpause! Das bedeutet unter anderem auch: ab sofort mehr Drinnen und weniger Draußen. Und doch ist mir gerade in diesem Sommer an vielen Orten aufgefallen, wie ein Draußen zu einem Drinnen werden kann.
Beispielsweise durch diese speziellen Gartenmöbel, die aussehen wie kuschelige Sofas. Mit riesengroßen Kissen und aus einem Material, das nass werden darf. Und außerdem durch etwas, das seit rund zehn Jahren einen echten Siegeszug durch öffentliche Draußen-Räume hält: Bücherregale. Gedacht zum kostenlosen Buchtausch. Hier in Berlin in nahezu jedem Kiez und mittlerweile auch in kleinen Städten selbstverständlich.
Es gefällt mir, wie das klassische Bücherregal – ein typischer „Drinnengegenstand“ – ittlerweile selbstverständlich in der Öffentlichkeit (be)stehen kann. Marktplätze beispielsweise werden somit zu einer Art öffentlichem Wohnzimmer. Naja, das ist vielleicht etwas übertrieben, aber sie tragen im Kleinen dazu bei.
Man kommt immer leicht ins Gespräch mit Jemandem und meist kann man sich direkt neben dem Regal auf eine Bank setzen und ein paar Bücher anlesen, um zu sehen, ob man sie tatsächlich mitnehmen will. Und dabei spürt man ungewöhnlicherweise das Wetter auf der Haut, weil man eben nicht in einer Buchhandlung oder Bibliothek sitzt. Eine schöne Verschwimmung der Grenzen von Draußen und Drinnen. Ist das nicht wunderbar?
Und betrachtet man ein entsprechendes Foto kann man sich einbilden, dass man sich in einem Innenraum befindet. Wie hier beispielsweise in der Kleinstadt Wiesloch bei Heidelberg.
Ich stelle mir vor, dass diese besonderen bibliophilen Treffpunkte im Laufe der nächsten Jahre noch wintertauglicher gestaltet werden: mit Wind- und Regenschutz und mit Wärmepilzen beispielsweise. Wäremepilze in Form von Kaminfeuern. Dazu ein wetterunempfindlicher schöner dicker rotgemusteter Teppich aus Spezialmaterial… und schon befindet man sich in einem behaglichen Wohnzimmer und kann vom nahegelegenen Café eine heiße Schokolade bestellen.
Und ich stelle mir vor und wünsche mir, dass sich im Laufe der nächsten Jahre auch die Auswahl der Bücher und die Sprachen, in denen sie verfasst sind, ändern wird. Denn diese öffentlichen Buchregale wären ein wunderbarer Ort für (gespendete) Bücher in den Sprachen der Flüchtlinge, die gerade im jeweiligen Stadtteil kurz- oder langfristig leben.
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