17. November 2013

EACH THEIR OWN WILDERNESS

Doris Lessing ist heute gestorben.

In meiner Buchclub-Reihe ’Literaturnobelpreisträgerinnen’ an der Freien Universität stand sie ein Semester lang im Mittelpunkt. Seitdem gehört ihr Goldenes Notizbuch für mich zu einem der faszinierendsten autobiografischen Romane, die ich kenne.

In der Jurybegründung zum Nobelpreis, den sie 2007 erhielt, als Niemand mehr damit gerechnet hat – auch sie selbst nicht – wurde sie gewürdigt als „Epikerin weiblicher Erfahrung, die sich mit Skepsis, Leidenschaft und visionärer Kraft eine zersplitterte Zivilisation zur Prüfung vorgenommen hat.“

Ihr Goldenes Notizbuch gilt – nicht zuletzt in diesem Sinn – als Bibel alias Kultbuch der Frauenbewegung, auch wenn Lessing sich selbst nie als Feministin betrachtet hat.

Ich gestehe, dass ich das immer bedauert habe, auch wenn ich ihre Beweggründe verstehe, allen voran die Weigerung, sich von irgendeiner „Bewegung“ vereinnahmen zu lassen, denn dies bedeutet immer auch eine Eingrenzung und Domestizierung. Und domestizieren lassen wollte sie sich nie.

Auch diesbezüglich liebe ich den Titel eines ihrer Theaterstücke „Each his own wilderness.“ Ein wunderbares Statement, wie ich finde.

Und ich finde außerdem, dass Lessing sowohl durch die Art und Weise, wie sie ihr Leben gelebt hat als auch durch ihre Literatur sehr viele wirkungsvolle feministische Impulse gesetzt hat. So erlaube ich mir, ihr „Each his own wilderness“ – in großem Respekt vor Ihrer Sprache – genderkorrekt diesen Satz zu variieren und hier und heute laut auszurufen:

EACH THEIR OWN WILDERNESS!!! Für mich persönlich ist dies ihr Vermächtnis.

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