10. Juli 2011

EINE ART KLEINE SCHWESTER

Heute wird die Short Story -Meisterin Alice Munro 80 Jahre alt. Es gibt wohl kaum eine andere Autorin, die sich seit Jahrzehnten auf die literarische Form der Kurzgeschichte konzentriert und diese auf solch hohem Niveau hält, dass sie seit Jahren unter anderem für den Literaturnobelpreis gehandelt wird. Aber einen Nobelpreis für Kurzgeschichten?

Was macht diese Geschichten so besonders? Zum Beispiel, dass sie auf den ersten Leseblick harmlos daherzukommen scheinen und – je genauer man liest – „die Wucht von Tragödien“ haben und „Romane füllen könnten“, wie die Berliner Zeitung passenderweise schreibt. Aber warum schreibt sie dann keine Romane?

Das fragen sich vor allem Leser*innen, die die weit verbreitete Meinung teilen, nur Romane seien wirklich lesenswert, und Erzählungen lediglich eine Art kleine Schwester oder Vorform von Romanen, nicht wirklich befriedigend. Ein Format für Schriftsteller*innen, die einfach nicht in der Lage sind, Romane zu schreiben. So oder ähnlich lauten viele Urteile Kurzgeschichten gegenüber.

Wie sehen Sie das? Empfinden Sie Romane als literarisch „hochwertiger“ im Vergleich zu kurzen Formen wie Erzählungen und Short Storys? Gehen Sie in eine Buchhandlung, um einen guten Roman zu finden oder aber eine gute Kurzgeschichtensammlung? Und sehen Sie sich beim berühmten mitternächtlichen Glas Rotwein mit einem Roman oder einer Short Story -Sammlung in der Hand? Das interessiert mich, und natürlich auch, ob Sie Short Storys von Alice Munro kennen und wie Sie Ihnen gefallen. Ich bin auf Ihre Mails gespannt und will Ihnen noch kurz eines der Argumente notieren, warum Munro ihre Geschichten nicht zu Romanen wachsen lässt: sie schreibt so gut, dass auf circa 30 Seiten bereits alles gesagt ist, was gesagt werden kann. Überzeugendes Argument?

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