GEHEIME BUCHCOVER-BOTSCHAFTEN
Ich liebe die wundersame Welt der Buchcover und all die Phänomene, die damit zusammenhängen. Die äußerst unterschiedliche Wirkung auf uns (potentielle) Käufer*innen und Leser*innen beispielsweise, die ein und dasselbe Buch hat, je nachdem, mit welchem Cover es uns anstrahlt und ruft „Kauf mich! Lies mich!“ Bei Klassikerausgaben ist dies besonders auffällig, die im Laufe der Jahre immer wieder in neuem Gewand daherkommen. Aber natürlich auch bei den verschiedenen Taschenbuch-, Sonder-, und Jubiläumsausgaben.
Doch jetzt bin ich einem weiteren Phänomen auf die Schliche gekommen, das mich außerordentlich fasziniert. Ich habe nämlich entdeckt, dass diese Cover ihr Eigenleben haben (und manchmal sogar Zwillinge!). Dass sie sich zusammenrotten und es ihnen offensichtlich Spaß macht, uns geheime Botschaften und Hinweise zu ihren ProtagonistInnen zu senden.
Wollen Sie wissen, was ich meine?
Dann sehen Sie sich mal Anna Gavaldas „Ich wünsche mir, dass irgendwo jemand auf mich wartet“ an. So sieht die Hardcover Ausgabe bei Hanser aus. Und so die Taschenbuchausgabe bei Fischer. Dann gibt es außerdem noch diese ehemalige Taschenbuchausgabe.
Der Fall ist also klar: wenn wir die Cover miteinander kombinieren, wissen wir, dass es sich in allen drei Fällen um ein und dieselbe Frau handelt. (Um die Anonymität ihrer Protagonistin zu schützen, haben beide Verlage freundlicherweise beschlossen, das Gesicht der Frau nicht zu zeigen.)
Die Protagonistin lebt in der Stadt und ist beruflich erfolgreich. Als sie spürt, dass dies nicht alles gewesen sein kann, beschließt sie, sowohl ihr Leben als auch ihre Frisur zu verändern, packt ihren Koffer und findet sich in einem Hotelzimmer wieder, wo sie bei heruntergelassenen Jalousien stundenlang auf der Bettkante sitzt.
In dieser schwierigen Zeit ist der rote Stuhl in ihrem Hotelzimmer, der im Übrigen eine auffällige Ähnlichkeit mit dem gelben Stuhl ihres ehemaligen Arbeitsplatzes hat, ihr einziger Vertrauter (siehe Cover der Fischer TaschenBibliothek Ausgabe). Und an manchen Tagen wartet sie auf einen Anruf. Dies erzählt uns wiederum das Cover eines anderen Buches von Gavalda, auf welchem tatsächlich dieselbe Frau zu sehen ist.
Aber das ist noch nicht alles!
Ich habe nämlich entdeckt, dass unsere Protagonistin einen (vermutlich eineiigen) Zwilling hat. Vermutlich wissen die beiden nichts voneinander, spüren aber dieselbe Sehnsucht. Der eine Zwilling lebt auf dem Land und will in die Stadt. Der andere lebt in der Stadt und will aufs Land. Werden Sie sich jemals kennenlernen?
Die Antwort finden wir hoffentlich auf dem Cover der Buchausgabe, die als nächstes auf dem Markt erscheinen wird.
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