20. Februar 2024

HISTORY IS…

Meine Welt ist in diesen Tagen voller Geschichte/n. Gestern auf der Berlinale die Weltpremiere von „Das leere Grab“. Der Film von Cece Mlay und Agnes Lisa Wegner blickt aus einer persönlichen tansanischen Perspektive auf die brutale deutsch-koloniale Vergangenheit, die in traumatischen Erinnerungen weiterlebt.

Die eindrücklichen Bilder dieses Films wiederum haben sich mit den Eindrücken der Tagung „Wurzeln in Böhmen“ verbunden, von der ich erst einen Tag zuvor zurückgekommen war. Auf der Tagung hat die Autorin Veronika Kupková Aleida Assmanns Konzept der dialogischen Erinnerung erwähnt. Ein integrativer Ansatz, der die Pluralität der Perspektiven anerkennt und die Vergangenheit aktiv mit der Gegenwart verbindet. Nur so kann Erinnerung auch der Zukunft dienen, sagt Assmann. Vorwärtsgerichtete Erinnerung also – das berührt mich. Und es betrifft mich auch persönlich, denn meine Mutter wurde 1946 zusammen mit drei Millionen anderen Menschen aus ihrer sudetendeutschen Heimat vertrieben. Dies lebt natürlich auch in mir weiter. Wie kann sich Zukunft von schmerzhafter Vergangenheit lösen? Dann, wenn Erinnerung sich nicht in fester Form ständig wiederholt, sondern in einem dynamischen Prozess immer wieder neu befragt wird. “History is a process of constantly asking oneself” hat Berlinale-Chef Carlo Chatrian gestern in seinen einführenden Worten zum Film gesagt. Das bedeutet auch, die eigenen Erinnerungen zu befragen und im Dialog mitzuteilen. Von Mensch zu Mensch. Von Film zu Mensch. Von Kunstwerk und von Buch zu Mensch. 

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