ICH ERTAPPE MICH BEI PSEUDO-ROMANTISCHEN VORSTELLUNGEN
In dieser Woche hat mich berührt – und auch meine Fantasie angeregt – , was ich über die Vergangenheit einer weltbekannten Krimiautorin gehört habe.
Die 1944 mit sechs Jahren aufgrund einer Tuberkuloseerkrankung von England in ein wärmeres Klima zu einer Pflegefamilie auf die Bahamas geschickt wurde und mit dieser Familie dann nach Neuseeland umzog und fast drei Jahre lang keine Schule besuchen konnte. Deren Vater dann schließlich eine Stelle als Rektor in Neuseeland angenommen hat, damit die Familie wieder zusammen war. Die als Jugendliche über eine längere Zeit eine außerordentlich enge Beziehung zu ihrer Freundin Pauline Parker hatte (die später sagte, ihre Freundschaft sei „obsessiv“ gewesen), mit der sie eigene Welten entwickelte und in diesen lebte, als seien sie real. Die 1954 gemeinsam mit Pauline ihre eigene Mutter tötete, nach einem Mordplan, den Pauline entwickelt hatte, da die Mutter ihre Freundschaft nicht billigte. Die aufgrund ihres Alters der Todesstrafe entging, zu einer Gefängnisstrafe „auf unbestimmte Zeit“ verurteilt wurde, um nach fünf Jahren Haft – ebenso wie ihre Freundin – entlassen zu werden, mit der Auflage, nie wieder Kontakt zueinander aufzunehmen. Die kurze Zeit später anfing zu schreiben und deren erster Roman nach vielen Absagen 1979 veröffentlicht wurde. Deren Romane vor dem Hintergrund des viktorianischen Englands spielen, angeregt durch ihren Stiefvater (dessen Nachnamen sie angenommen hat), der immer über die Identität Jack the Rippers spekuliert hatte. Die mittlerweile über 20 Millionen Bücher verkauft hat und eine der bekanntesten Krimiautorinnen weltweit ist. Deren Geschichte 1994 von Peter Jackson unter dem Titel Heavenly Creatures verfilmt wurde, mit Kate Winslet in der Rolle dieser Autorin…
O.k., vielleicht wissen Sie schon längst, um wen es sich handelt – Anne Perry.
Heute lebt sie mit Hund und fünf Katzen zurückgezogen im schottischen Hochland und schreibt fast immer zwei Romane pro Jahr: einen Inspektor Pitt-Krimi im Frühjahr, und einen Detective Monk-Krimi im Herbst. ..
Seit ich das weiß, denke ich darüber nach, ob die beiden Freundinnen wohl tatsächlich nie wieder Kontakt zueinander aufgenommen haben. Und ob Pauline die Bücher von Anne liest? Und ob Perry vielleicht sogar manche Namen, Symbole und Codewörter in ihre Bücher einbaut, die nur Pauline verstehen kann? Oder sind das verklärende pseudo-romantische Vorstellungen?
Wir werden es vermutlich nie erfahren – obwohl ich mir durchaus denken kann, dass eine Vielzahl an wissenschaftlichen Untersuchungen genau das versuchen.
Und als letztes will ich Ihnen gestehen, dass ich noch nie einen Krimi von Perry gelesen habe. Und Sie? Gefallen Ihnen ihre Bücher, und: haben Sie all das gewusst, und: macht dieses Wissen für Sie einen Unterschied beim Lesen ihrer Bücher?
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