02. Februar 2025

NACH DEM SCHREIBEN IST VOR DEM SCHREIBEN

Dieses Jahr fängt für mich mit erfreulich vielen Theaterbesuchen an, wovon der letzte eine kurzfristige Einladung in eine Loge des Hamburger Schauspielhauses war, um Effi Briest zu sehen. „Allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie“, wie der Untertitel versprochen und gehalten hat.

Ich will hier aber nicht über die Inszenierung schreiben, sondern über meinen Blick aus der Loge im Anschluss an die Vorstellung: als das gesamte Publikum bereits gegangen war und ich mich noch einmal in diesen geschützten Miniraum hineingeschlichen habe, um den Bühnentechniker*innen minutenlang zuzusehen, wie sie still, schnell und professionell die gesamte Bühne leergeräumt und alles Equipment an den dafür vorgesehen Platz weggeräumt haben, um es für die nächste Vorstellung wieder hervorzuholen. Ich dachte an Sepp Herberger und seinen berühmten Satz „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“, der für Fußball ebenso gilt wie fürs Theater… und auch fürs Schreiben. Aufräumen auf dem Feld, der Bühne, dem Schreibtisch, im Rechner und im Kopf. Freiraum schaffen. Und so hat mich dieser letzte Blick aus der Loge auf die Bühne seither motiviert, nach jeder Schreibsession nicht nur die Hardware wie Laptop, Notizblock und Zettel wegzuräumen, sondern mir auch Zeit zu nehmen, meinem Geist aufzuräumen und in ein weites Feld zu verwandeln. 

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