15. Dezember 2013

WIR MEINEN NICHT WIRKLICH, DASS DAS, WAS WIR ERZÄHLEN WERDEN AUCH WAHR IST

Diese Woche war unter anderem geprägt durch die Trauer um Nelson Mandela. Vor drei Tagen habe ich mir eine private Bibliothek näher angesehen und dabei ein Buch entdeckt, das ich noch nicht kannte: Nelson Mandela – Meine afrikanischen Lieblingsmärchen.

Dieses Buch, erschienen im C.H. Beck Verlag, versammelt aus verschiedenen afrikanischen Ländern Märchen, die – ob man das nun glaubt oder auch nicht – von Mandela besonders geschätzt wurden.

Im Vorwort schreibt er über die Geschichtenerzähler der Ashanti, die ihre Erzählungen immer mit den Worten beginnen: „Wir meinen nicht wirklich… wir meinen nicht wirklich… dass das, was wir jetzt erzählen werden, auch wahr ist.“ Denn die Geschichten, die erzählt werden, erfahren im Laufe der Jahrhunderte naturgemäß zahlreiche Wandlungen. Sie werden ausgeschmückt und erweitert.

„Eine Geschichte ist eine Geschichte, und deshalb kann man sie so erzählen, wie es der eigenen Phantasie, dem eigenen Wesen oder der jeweiligen Umwelt entspricht; und wenn die Geschichte Flügel bekommt und zum Eigentum Anderer wird, dann sollte man sie auch nicht aufhalten. Eines Tages kehrt sie zu einem selbst zurück, bereichert durch neue Details und mit einer neuen Stimme. Die Ashanti drücken es folgendermaßen aus: „Dies ist meine Geschichte, die ich erzählt habe, ob sie nun schön war oder nicht – mögen Teile fortgetragen werden und Teile davon zu mir zurückkehren.“

Ist das nicht ein wunderschöner Gedanke? Voller Freiheit und Großzügigkeit. Und es kommt mir so vor, als könne man das auch auf Mandelas eigene Stimme beziehen.

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