„BUCHLÄDEN SIND TEMPEL FÜR MICH.“
Ich habe sie gefragt, die Buchclub-Teilnehmerin (siehe letzter Blog-Eintrag) und sie hat geantwortet:
„Auch ich wende mich seit Jahren lieber an ’meine’ Buchhandlung, zumal ich dort sehr nett empfangen, beraten, sogar namentlich begrüßt werde. Ich scheue also nicht immer die Wege dorthin. Wie Du aber auch erkannt hast, gibt es doch die eine oder andere zweckmäßigere Überlegung, amazon einzusetzen, z.B. für Buchgeschenke, die sogar dort nett verpackt und mit einer Geburtstagskarte mit dem von mir entworfenen Text versehen werden. Man schlägt ja sogar sinnvolle Ergänzungen vor. Und das ganze erledigt sich in kurzer Zeit. So schwankt man immer zwischen zeitaufwändiger Gewohnheit und modernen, praktikablen und erfreulichen Möglichkeiten.“
Geantwortet hat mir auch ein Klient, der schreibt: „Ich rufe hier beim Eulenspiegel an (eine kleine Buchhandlung) oder ich gehe vorbei, incl. Schwätzchen oder Fachliches. Auf der anderen Seite: der Portele (Anmerkung Sandra Schneider: gemeint ist das Buch Autonomie, Macht, Liebe von Gerhard Portele) ist vergriffen; neulich brauchte ich ihn OHNE meine eigenen Notizen im Buch. Bei Amazon hab ich das Buch für einen Euro bekommen. Also, Du siehst: oft anders und manchmal so.“
Diese pragmatische Haltung ist vermutlich repräsentativ für viele Leser*innen: sie besorgen geschenkverpackte und vergriffene Bücher über Amazon, genießen aber nach wie vor das persönliche Gespräch in einer ’echten’ Buchhandlung.
Genau so wie Bestsellerautor Paulo Coelho, der in der aktuellen ZEIT mit der Einstiegsfrage: „Was bedeuten Ihnen Buchläden?“ interviewt wird. Coelho antwortet: „Buchläden sind Tempel für mich. Du siehst Bücher, du kannst stöbern, du kannst mit den Buchhändlern reden. Das ist ganz toll.“
Coelho hatte vor kurzem seinem Verleger vorgeschlagen hat, drei Wochen lang alle seine e-books (mit Ausnahme des Alchimisten) für 99 Cent zu verkaufen. Eine großartige Werbung war das, sogar für den Alchemisten, der durch diese Aktion auf Platz 7 der New York Times Bestsellerliste geklettert ist. Natürlich sei ein Risiko dabei gewesen, sagt Coelho. Es habe keine Produktpiraterie mehr gegeben. Aber er sage nicht, dass Piraterie schlecht sei. „Das höchste Ziel meines Lebens ist es, gelesen zu werden. Ganz ehrlich: Wenn man Opfer einer Piraterie wird, dann ist das eine Auszeichnung!“
Diese Haltung entspricht der eines – wie Coelho ihn nennt – Internetuellen, der den klassischen Intellektuellen abgelöst hat. Dieser Internetuelle wird den Stil des Schreibens verändern: geradliniger, ohne hohl zu sein. Direkter, ohne oberflächlich zu werden. Er wird knapp erzählen und direkt „zum Kern der Sache“ vordringen. Dies halte die Imagination des Lesers lebendig, meint Coelho.
Was meinen Sie?
Für Ihren literarischen Sommer wünsche ich Ihnen jedenfalls viel Stoff für Ihre Imagination – virtuell und vor allem auch real!
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