18. Dezember 2011

DAS ERSTE PARFUM, DAS NACH BUCH RIECHT

In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung lese ich heute einen sehr interessanten Artikel über den Parfümeur Geza Schön, der den Geruch von Büchern nachgebildet hat.

Ausgangspunkt war der Film „How to make a book with Steidl“ von 2010. Ein Film über den bekannten Verleger Gerhard Steidl, in welchem der Fotograf Robert Frank sagt, dieser Geruch sei „Steidls Parfüm“. Und so tat sich Steidl mit Schön zusammen, mit dem Ziel, ein Parfüm zu kreieren, dessen Duft dem Geruch frisch gedruckter Bücher entspricht. Sogar Karl Lagerfeld sogar mitmachen, ist dann aber abgesprungen.

Aber wie riecht ein Buch, wie riecht Papier? „Papier riecht wie Papier. Jeder wird dazu etwas Anderes assoziieren.“ sagt Schön. Und was er dann noch sagt, finde ich sehr faszinierend: „Am Anfang steht immer eine Assoziation. Und die ist ein Wort. Insofern bestimmt Sprache, was gerochen wird.“

Folgende Eigenschaften sind für Schön typische Papier-Eigenschaften: fettig, linol, trocken. Aufwändig hat er diese Eigenschaften in Gerüche übersetzt. Folgende Mischung hat sich dabei herauskristallisiert (Achtung: das Folgende ist vor allem für die ChemikerInnen unter Ihnen): Cresylacetat, Copaivabalsam, Methyllinoleat, Ethyllinoleat, ein synthetischer Holzreichstoffkomplex sowie Amber Extreme.

Steidl ist begeistert. Er habe alles darin wiedergefunden, „was mich am Geruch an Druck und Buchherstellung interessiert.“ Neben allen möglichen Duftnoten, die nach und nach verfliegen, bleibe letztlich der Geruch „meditativer Schwere“ übrig.

Das Parfüm heißt Paper Passion und wird im April 2012 auf den Markt kommen. Lagerfeld war übrigens dann doch noch beteiligt. Von ihm stammt die Verpackungsidee: der Flakon wird in einem ausgestanzten Buchblock liegen.

Direkt schade, dass dieser Duft noch nicht zu Weihnachten auf den Markt kommt. Er wäre schließlich das ideale Geschenk für alle BuchliebhaberInnen. Außerdem könnte man Paper Passion auf alle kindles und anderen e-books sprühen (siehe auch mein Blog-Eintrag vom 19. November), dann würde man den Unterschied zum „echten“ Buch noch weniger merken.

Bis April können wir uns aber immerhin am Duft dieses wunderbaren Satzes erfreuen: „Am Anfang steht immer eine Assoziation. Und die ist ein Wort.“ Eine wahrhaft biblische Variante.

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