17. Februar 2018

DER BEWEIS, DASS AUCH WEBSITES FASNACHT FEIERN

In dieser Woche, am Rosenmontag, habe ich eine Mail bekommen, die ich allerdings erst einen Tag später gelesen habe:

Der Domainname seltenebriefmarken.de steht zum Verkauf.

Wenn Sie nähere Informationen wünschen, kontaktieren Sie mich bitte.

Hochachtungsvoll

Heinrich Dirk

Mein erster Impuls war, die Mail als typische Spam zu löschen (denn was sollte meine Literaturschneiderei mit Briefmarken zu tun haben?). Aber dann hielt ich inne: ich hatte die Mail am Rosenmontag erhalten, überall in Deutschland gab es Menschen, die sich verkleideten und wer konnte mit Sicherheit sagen, dass dies nicht auch Websites tun (schließlich müssen sie jeden Tag hart arbeiten und zur Verfügung stehen, da sollte man ihnen zumindest an Fasnacht ihren Spaß gönnen, oder?)

Da es bereits Dienstag war, konnte ich natürlich nicht mehr nachprüfen, ob sich meine Literaturschneiderei verkleidet hatte und beispielsweise als Briefmarkenschneiderei anderen Websites die Krawatten abschnitt und deshalb dieses Briefmarkenangebot in meinem Mail-Account gelandet war.

Und vielleicht handelte es sich zusätzlich um ein literarisches Rätsel, das sich meine Website unter dem Pseudonym Dirk Heinrich für mich ausgedacht hatte und das ich lösen sollte, um das Ergebnis hier als Blog zu veröffentlichen.

Ich nahm diese Herausforderung tapfer an (passend zum – mittlerweile – Aschermittwoch), begann zu recherchieren und stieß schnell auf Dr. Dirk Heinrich, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. C. Thomsen am Institut für Festkörperphysik der Technischen Universität Berlin. Ich fand heraus, dass der Forschungsschwerpunkt dieser Arbeitsgruppe die physikalischen Eigenschaften von Kohlenstoffnanoröhren sind und dass – und jetzt Achtung!- Untersuchungen mit optischen Methoden unternommen werden, von denen sich eine “Raman-Spektroskopie“ nennt.

Das musste es sein! Von Raman zu Roman ist schließlich nur ein kleiner Schritt. Unter Raman-Spektroskopie versteht man die Untersuchung der Streuung von Licht an Molekülen oder Festkörpern. Eine Roman-Spektroskopie könnte man also entsprechend als Untersuchung erhellenden Momente definieren, die durch das hervorgerufen werden, was in einem Roman einerseits konkret durch Worte (Festkörper) benannt wird und andererseits durch das, was zwischen den Zeilen steht (Moleküle).

Ja, und dann habe ich noch einen Ausschnitt aus einem Buch von Hans Dominik gefunden (mittlerweile war Donnerstag). Der Titel lautet „Romane von Atlantis bis Zeitungsboy“. Und in diesem Buch gibt es die Zeile: „Keine Ahnung, Hein. Ich weiß nur von einer roten und blauen Mauritius-Marke, die schandbar selten und teuer sein sollen.“

Hein! Die Abkürzung von Heinrich! Und wenn ich Ihnen sage, dass es sich bei diesem Roman um Science Fiction handelt und also Fantasy und Märchen genremäßig nicht allzu weit entfernt sind und uns aus der Märchenwelt natürlich die Figur des eisernen Heinrichs aus dem Froschkönig entgegenwinkt und der dreimalige Ruf „Halt, der Wagen bricht!“, dann, ja dann sind wir angekommen: auf einem Fasnachtsumzug am Rosenmontag (und vielleicht ist Ihnen schonmal aufgefallen, dass in diesem Wort das Wort „Roman“ versteckt ist!), mit dreifachem Hellau und der Sorge, dass einer der Wagen brechen wird.

Und welch Glück zu wissen, dass nicht der Wagen gebrochen ist, sondern ein „Band von meinem Herzen“, das sich nun endlich wieder anderen literarischen Dingen zuwenden kann, nachdem dieses literarische Rätsel gelöst ist. So ende ich – etwas erschöpft – und mit besonderem Gruß an Heinrich Dirk und an alle Websites, die sich ähnliche Fasnachtsscherze mit ihren BesitzerInnen erlaubt haben.

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