21. April 2013

DER IRRGARTEN DEUTSCHER SPRACHE

Können Sie sich an das Buch „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ von Bastian Sick erinnern? Dieser Titel erschien vor zehn Jahren und avancierte schnell zum Bestseller. Mittlerweile gibt es bereits den fünften Band aus unserem „Irrgarten der deutschen Sprache.“

Gestern schreibt die taz über den „Tod vom Genitiv“ und dass dieser nicht aus seiner Opferrolle herauskomme und es auch nur dem Dativ seine Schuld sei, dass sich der Genitiv rar mache, denn auch der Nominativ – genauer gesagt: die undeklinierte Form des Substantiv – sorge dafür. So!

Und bevor Sie sich fragen, was genau das bedeutet, hier ein paar Beispiele:

  • bei Ländernamen wie dem des Iran oder des Irak
  • beim „Buddenbrookhaus im Zeichen des Exil“ (3sat Videotext)
  • „Die Rückgabe von Non-Food-Artikeln ist gegen Vorlage des Kassenbon innerhalb von 3 Monaten möglich“ (Penny-Märkte)
  • „The Quest – der Fluch des Judaskelch“ und „Der Stich des Skorpion“ (Film-Titel)

Das Genitiv-„s“ fehlt also quer durch alle Medien-Niveaus und auch die taz selbst ist nicht davor gefeit, wenn sie über „das Ergebnis eines Stresstest“ und über den „letzten Rest eines ehemaligen Passagenkaufhaus“ schreibt.

Dieser Tod vom Genitiv (sic!) droht vor allem vom „von“ und auch hier einige Beispiele aus der taz selbst:

  • der Goldene Löwe der Filmfestspiele in Venedig geht an ’Faust‘ von dem russischen Regisseur Alexander Sokurow
  • Das Hamburger Ernst Barlach Haus irritiert mit neuester Innovationskunst vom Stuttgarter Georg Winter

Das „von“ mache die Sätze hölzern und hässlich, heißt es in dem Artikel und deshalb stehe es, weil gemäß einer uralten Faustregel sich in der Sprache der Sprecher/die Sprecherin spiegele, sogar dort, wo man es weglassen könne.

Beispielsweise beim Satz „Ein Muss für alle Fans von intelligenter Satire“ (das ZDF über seine „heute-show“) oder beim übersetzten deutschen Buchtitel des Romans von Amir Hassan Cheheltan: „22 Stufen von einer Treppe“.

Trotz all dieser alarmierenden Beispiele steht der Tod von dem Genitiv keineswegs fest. Davon ist jedenfalls die taz überzeugt.

Und Sie? Wie halten Sie’s mit dem Genitiv?

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