19. Februar 2012

DER LITERARISCHE LANDTAG

Heute geht die Berlinale 2012 zu Ende. Viele Filme, viele Interviews… Unter anderem ist mir eines mit Andreas Dresen im Gedächtnis. Der Regisseur war mit seinem Film „Herr Wichmann aus der dritten Reihe“ vertreten. Dieser Film entstand zehn Jahre nach „Herr Wichmann von der CDU“ und begleitet ein Jahr lang den Arbeitsalltag von Henryk Wichmann, 33, Mitglied der CDU und seit 2009 Oppositionsabgeordneter im Brandenburger Landtag.

Im Interview mit Anke Engelke aus ihrem „Berlinale Palästchen“ (einem selbstgebauten Häuschen aus Holz und Glas, vis-à-vis zum Berlinale Palast) erzählt Dresen, dass Wichmann kein einziges Mal von seinem vereinbarten Vorrecht Gebrauch gemacht habe, bestimmte Szenen – beispielsweise weil sie nicht sehr schmeichelhaft waren – zu zensieren. Das habe ihn als Regisseur beeindruckt. Und dann sagt er: „Scheitern gehört zum Handwerk.“

Diejenigen unter Ihnen, die schreiben, werden mit diesem Satz sicherlich etwas anzufangen wissen. Und vielleicht können Sie sich gerade auch diesbezüglich mit Herrn Wichmann identifizieren: Jemand, der aus Leidenschaft am Schreiben dranbleibt… nicht aufgibt… Pläne hat… Ziele.

Jemand, der nicht in der „großen“ schriftstellerischen Öffentlichkeit präsent ist, der es aber bereits in den – ich sage mal – „literarischen Landtag“ geschafft hat: Basisarbeit bei Lesungen etc.

Jemand, der im Laufe der Jahre immer professioneller geworden ist. Und für den – gerade auch deshalb – die Frage des Scheiterns zum Schreiballtag dazu gehört.

Wichmann sagt: „Ich bin so. So ist das Leben, selbst wenn es manchmal schiefgeht.“

Ich finde, das ist auch für das Schreiben ein passendes Motto. Was meinen Sie?

 

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