09. September 2016

DER MITTELPUNKT DER ERDE

islandIn diesem Sommer war ich zum ersten Mal auf Island. Und es vergeht seither kein Tag, an welchem ich nicht an diese Insel denke, die für mich im wahrsten Sinne des Wortes immer wieder atemberaubend war. Kein Tag, an welchem ich mich nicht mit Vulkangestein, Bergen, Gletschern, der klaren Luft und den hellen Nächten verbinde.

Und immer wieder reise ich gedanklich auch zum Snaefellsjökull, einem Berg im Westen der Insel. Denn hier befindet sich der Eingang zum Mittelpunkt der Welt. Beschrieben hat dies Jules Verne in seinem Roman Voyage au centre de la terre aus dem Jahr 1864.

Verne erzählt von Professor Lidenbrock, der in Hamburg Mineralogie und Geologie unterrichtet. In einem in Runen geschriebenen Manuskript entdeckt Lidenbrock die verschlüsselte Botschaft des isländischen Alchemisten Arne Saknussemm. Saknussemm schreibt, dass ein Reisender, wenn er in den Krater des isländischen Vulkans Snaefellsjökull, „welchen der Schatten des Skartaris vor dem ersten Juli liebkoset“, steigt, zum Mittelpunkt der Erde gelangt. Gemeinsam mit seinem Neffen Axel sowie dem Eiderentenjäger Hans Bielke aus Reykjavik, den er als Führer engagiert, besteigt er den Berg, klettert in den Krater und findet auf dem Kraterboden den Eingang einer Höhle, die direkt zum Mittelpunkt der Erde führt.

Die drei entdecken ein unterirdisches Meer, riesige Pilze, eine kleine Insel mit einem Geysir, ausgestorbene Tier- und Pflanzenarten, Muschelschalen der ersten Erdperiode sowie Überreste von Urmenschen.

Ich gestehe, dass ich nicht in den Vulkan hineingesprungen bin (schließlich war es bereits August und nicht mehr „vor dem ersten Juli“, es hätte also vermutlich sowieso nicht funktioniert). Aber Meer, Pflanzen, Geysire und (glücklicherweise) nicht ausgestorbene Tier- und Pflanzenarten habe ich dennoch entdeckt, wenngleich auch keine Überreste von Urmenschen. Ach und die vielen Schafe natürlich. Islandschafe sind vor rund 1200 Jahren von den Wikingern auf die Insel gebracht worden und ihre Nachkommen sind allesamt bezaubernd. 500.000 Schafe leben hier momentan und somit ist die Wahrscheinlichkeit auf ein Schaf zu treffen, wesentlich höher, als auf einen Menschen zu treffen, davon gibt’s nämlich lediglich 300.000.

Ja, die Schafe haben es mir besonders angetan. Wesentlich mehr als die Eiderenten. Hans Bjelke möge es mir verzeihen.

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