GEDICHTE SIND WIE TAXIS
Eine Kollegin hat mir ein Gedicht des Lyrikers Klaus F. Schneider an mich weitergeleitet, in welchem folgende drei Zeilen vorkommen (ja: kleinschreibung und kommasetzung original):
texte sind wie taxis.
texte sind wie taxis die dich unterwegs aufgabeln
oder an dir vorbeirauschen.
Was halten Sie davon? Gedichte als Taxis? Eigentlich ein schöner Gedanke. Taxis kann man sich heranwinken (ohne zu wissen, in welches Gedicht man einsteigen wird). Man kann sie telefonisch ordern und beispielsweise ein „Hundetaxi“ oder „Lastentaxi“ bestellen. Dann bekommt man – im ersten Fall – vielleicht ein leichtfüßiges Gedicht von Robert Gernhardt oder – im zweiten Fall – ein gewichtig gereimtes klassisches. Oder aber alle vorbeifahrenden Taxis sind bereits besetzt so wie die Gedichtbände, in die man hoffnungsvoll hineinblättert und die dann alle nichts wirklich Neues zu bieten scheinen. Oder sie rauschen vorbei, die Gedichttaxis: ins eine Ohr rein, aus dem anderen raus. Und dann gibt es ja noch die Spezies der Taxifahrer, die nicht mit Zeitung oder Kreuzworträtsel ihre Wartezeiten erträglich machen wollen, sondern die Literarisches im Handschuhfach stecken haben. Sicher ist auch mal ein Gedichtband dabei. Melden Sie sich bei mir, wenn Sie mal in solch einem Taxi gefahren sind?
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