27. November 2016

SELBSTGEBURT

img_5146Am Donnerstag habe ich an der School of Life Berlin eine Veranstaltung zum Thema Autobiografisches Schreiben durchgeführt. Im Zentrum stand der Überblick über verschiedene Autobiografische Schreibweisen sowie autobiografische Aspekte wie beispielsweise Erinnerung, Verletzlichkeit oder die faszinierende Tatsache, sich durch Autobiografisches Schreiben noch besser zu verstehen.

Tags zuvor hatte ich in einer Second Hand Buch-Spendenaktion an der Freien Universität in vielen Kartons gewühlt und neben Strawinskys Autobiografie und einem Büchlein mit dem bestechenden Titel „Wenn Bach ein Tagebuch geführt hätte…“ unter anderem auch zwei Bücher von Maxie Wander erworben.

Erstens die Originalausgabe ihres Klassikers „guten morgen, du schöne“ (ja, in kleinen anfangsbuchstaben!). Erschienen 1980 im DDR Verlag Der Morgen. Diese „19 Protokolle über Frauen unterschiedlichen Alters, verschiedener Berufe, Herkunft und Interessen“, die Furore gemacht haben.

Und zweitens ihre „tagebücher und briefe“, ein Jahr zuvor erschienen und im Vorwort mit einem Zitat von Erich Fromm:

„Die Geburt ist nicht ein augenblickliches Ereignis, sondern ein dauernder Vorgang. Das Ziel des Lebens ist es, ganz geboren zu werden, und seine Tragödie, dass die meisten von uns sterben, bevor sie ganz geboren sind. Zu leben bedeutet, jede Minute geboren zu werden.“

Genau so empfinde ich das auch in Bezug auf das Autobiografische Schreiben. Diese Art des Schreibens ist wie eine andauernde Geburt. Und das Besondere, ebenso Magische wie Ungeheuerliche dabei: bei dieser Geburt gebäre ich mich selbst.

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