SMALL WORLD OF WORDS
Über eine befreundete Mediatorin habe ich von dem weltweit angelegten Projekt „Small World of Words“ erfahren, das 2003 in Belgien startete und an dem sich nun auch Deutschland durch das Max-Planck-Institut beteiligt.
Übergreifendes Ziel ist es, herauszufinden wie Begriffe in unserem Gedächtnis angeordnet und miteinander verknüpft sind, und zwar sprachen- und altersübergreifend.
Hier ein Ausschnitt aus der Pressemitteilung, die das Max-Planck-Institut am Dienstag veröffentlicht hat und die den plastischen Titel trägt: Die Bibliothek in meinem Kopf: Wie sind Wörter im Gehirn gespeichert?
„Ein Erwachsener kennt im Schnitt rund 40.000 Wörter. Diese sind in unserem Gedächtnis, in einem individuellen, mentalen Lexikon hinterlegt und miteinander verknüpft. Bildlich kann man sich das auch wie eine Bibliothek im Gehirn vorstellen, in der die eigenen Bücher nach einem bestimmten Prinzip geordnet sind. Die Wissenschaftler wollen nun herausfinden, wie diese Durchschnitts-Bibliothek aufgebaut ist und, ob es Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Erwachsenen gibt.
Mit Hilfe eines onlinebasierten Wortassoziationsspiels möchten sie deshalb das mentale Lexikon von Menschen jeden Alters im deutschsprachigen Raum erfassen. In dem Spiel geht es darum, die ersten drei Assoziationen anzugeben, die einem zu insgesamt 18 Begriffen einfallen. So zum Beispiel zu Begriffen, wie „Hund“, „Gewitter“ oder „demokratisch“. Das Assoziationsspiel zeigt, wie nah oder fern Wörter im Gedächtnis abgespeichert sind und verrät somit die Anordnung der Bücher in der eigenen Bibliothek.
„Die Struktur des individuellen Lexikons im Gehirn wird durch unsere Erfahrungen bestimmt. Erleben wir, dass bestimmte Dinge in unserer Umwelt oft zusammen auftreten und eine ähnliche Bedeutung haben, dann ordnen wir diese einander zu. Da aber Menschen verschiedene und altersbedingt unterschiedlich viele Erfahrungen gemacht haben, sind sich die mentalen Lexika zwar sehr ähnlich, aber nicht identisch“, sagt Dirk Wulff, Wissenschaftler am Forschungsbereich „Adaptive Rationalität“ des Max- Planck-Instituts für Bildungsforschung. (…) Das Projekt läuft bereits erfolgreich in den Sprachen Niederländisch, Kantonesisch, Französisch, Vietnamesisch, Japanisch und Spanisch. (…)
Die Erkenntnisse dieser Studie sollen unter anderem dazu beitragen, besser zu verstehen, was im Gedächtnis von jüngeren und älteren Erwachsenen passiert und warum es passiert. Dies ist beispielsweise auch für das Verständnis von Demenzerkrankungen relevant, denn mit akkuraten mentalen Lexika lässt sich simulieren, wie Demenzerkrankungen die Suche nach bestimmten Inhalten in unserem Gedächtnis beeinflussen.“
Natürlich habe ich das Wortassoziationsspiel gleich gemacht und war verblüfft, was ich über mich selbst erfahren habe. So habe ich beispielsweise mehrmals bei den unterschiedlichsten Begriffen das Wort „Sehnsucht“ assoziiert.
Woran das wohl liegt? Und was sagt dies über meine mentale Wort-Bibliothek aus? Und wie stimmungs- und tagesabhängig sind diese Assoziationen? Hätte ich in zwei Wochen ganz andere Wörter assoziiert? Vermutlich.
Die Vorstellung, einen klitzeklitzekleinen Anteil am Ergebnis dieses faszinierenden Projekts zu haben, gefällt mir natürlich. Und zum Glück darf man das Wortspiel mehrmals machen (denn die Wörter sind jedesmal andere).
Insgesamt werden 240.000 Beiträge benötigt zu Begriffen wie Lego, Gelenke, Stoff oder Abkommen.
Und sicherlich ahnen Sie, bei welchem dieser Wörter ich „Sehnsucht“ assoziiert habe, stimmt‘s?
Mehr zum Projekt sowie das Wortspiel finden Sie unter localhost/smallworldofwords.com/de/
Und falls Sie sich beteiligen, interessiert mich natürlich sehr, ob Sie ebenfalls über irgendetwas erstaunt waren.
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